Archiv für klassische Psychoanalyse
Archiv für klassische Psychoanalyse
Das Archiv für klassische Psychoanalyse dient dazu, alte, verlorene, vergriffene, vergessene und verdrängte Schriften der klassischen Psychoanalyse in Form von Lesungen, Diskussionen und Einordnungen als Video und Audio wieder verfügbar zu machen. Das Archiv ist zu finden über YouTube oder aber über Spotify.
Übersicht
Hier finden Sie eine Übersicht über die Psychoanalytiker, Philosophen, Dichter, Künstler und deren jeweilige Texte (Hörbücher und Textbesprechungen), die sich bereits auf dem Archiv für klassische Psychoanalyse befinden.
Sigmund Freud
Sigmund Freud, geboren 1856 in Freiberg, Österreich, war ein bedeutender Neurologe und der Begründer der Psychoanalyse. Er entwickelte Theorien über das Unbewusste, die Bedeutung von Träumen, die Struktur der Persönlichkeit und hob die Bedeutung der Sexualität als Primum Movens aller menschlichen Akte, Empfindungen und Produktionen hervor. Seine Arbeit revolutionierte das Verständnis der menschlichen Psyche und beeinflusste die Psychologie und Psychotherapie maßgeblich. Freud floh vor den Nazis nach London, wo er 1939 verstarb.
Wilhelm Reich
Wilhelm Reich, geboren 1897 in Österreich, war ein österreichisch-amerikanischer Psychoanalytiker und Schüler von Sigmund Freud. Er machte bedeutende Beiträge zur Psychoanalyse, insbesondere im Bereich der Charakteranalyse und der Körperpsychotherapie. Reich war bekannt für seine Arbeit über den Zusammenhang zwischen körperlicher und psychischer Gesundheit sowie seine Theorien über den "Orgasmusreflex". Seine kontroverse Theorie des "Orgon" brachte ihm jedoch auch Kritik ein. Reich starb 1957 im Gefängnis, wo er eine Haftstrafe wegen Verstoßes gegen Gesetze zur Verbreitung von "Orgon-Energie-Akkumulatoren" absaß.
Otto Fenichel
Otto Fenichel, geboren 1897 in Wien, war ein österreichisch-amerikanischer Psychoanalytiker, der einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der Psychoanalyse leistete. Als Schüler von Sigmund Freud und enger Kollege von Wilhelm Reich war Fenichel bekannt für seine Arbeiten zur Technik der Behandlung und zur Theorie der Neurosen. Seine Forschung trug dazu bei, das Verständnis von psychischen Störungen zu vertiefen und neue Wege für ihre Behandlung aufzuzeigen. Nach seiner Emigration in die USA in den 1930er Jahren spielte Fenichel eine wichtige Rolle in der amerikanischen psychoanalytischen Gemeinschaft. Seine Werke "Psychoanalytische Neurosenlehre" und "Probleme der psychoanalytischen Technik" sind zu den wichtigsten Werken der Psychoanalyse im Ganzen zu zählen. Fenichel verstarb 1946 in Los Angeles, doch sein Einfluss auf die Psychoanalyse dauert bis heute an.
Alfred Winterstein
Alfred Freiherr von Winterstein (1885–1958) war ein herausragender österreichischer Psychoanalytiker, der einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung der Psychoanalyse geleistet hat. Winterstein wurde von Sigmund Freud inspiriert, nachdem er dessen Werk "Die Traumdeutung" gelesen hatte. Er trat der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung bei und wurde ein aktives Mitglied der intellektuellen Kreise seiner Zeit, schrieb für Zeitungen wie die Neue Freie Presse und veröffentlichte Gedichte in der Fackel von Karl Kraus. Winterstein arbeitete intensiv an der Anwendung psychoanalytischer Konzepte auf verschiedene Bereiche wie Literatur, Philosophie und Parapsychologie. Er veröffentlichte Schriften zu diesen Themen und spielte eine entscheidende Rolle bei der Wiederbelebung der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung nach dem Zweiten Weltkrieg. Über seine Lebzeit war Winterstein in Psychoanalyse zuerst bei Carl Gustav Jung und später absolvierte er eine Lehranalyse bei Eduard Hitschmann.
Karl Abraham
Karl Abraham (1877–1925) war ein herausragender deutscher Psychoanalytiker, der maßgeblich zur Entwicklung und Verbreitung der Psychoanalyse beitrug. Geboren in Bremen als Sohn eines jüdischen Religionslehrers und Predigers, erhielt er eine umfassende Ausbildung in Medizin, studierte in Würzburg und Berlin und promovierte in Freiburg. Seine Begegnung mit der Psychoanalyse erfolgte während seiner Zeit als Oberarzt am Burghölzli unter C. G. Jung. Abraham besuchte Freud in Wien und wurde ein enger Mitarbeiter und Vertrauter des Begründers der Psychoanalyse. In Berlin gründete er die "Berliner Psychoanalytische Vereinigung" und etablierte sich als führender Vertreter der psychoanalytischen Bewegung.
Während des Ersten Weltkriegs leistete Abraham wichtige Arbeit in einem Lazarett in Ostpreußen und widmete sich der Behandlung von Kriegsneurotikern. Nach seiner Rückkehr nach Berlin wurde er zum Präsidenten der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung ernannt. Abraham war bekannt für seine kluge Hartnäckigkeit und sein Engagement für die Psychoanalyse, auch in schwierigen Zeiten. Sein früher Tod im Jahr 1925 hinterließ eine Lücke in der Berliner Psychoanalytischen Vereinigung, doch sein Erbe und seine Lehren lebten in seinen Schülern und in der Weiterentwicklung der Psychoanalyse weiter.
Isidor Sadger
Isidor Isaak Sadger (1867–1942) war ein bedeutender jüdischer Arzt und Psychoanalytiker aus Wien. Nach seinem Medizinstudium in Wien entwickelte er früh Interesse an Sigmund Freuds Psychoanalyse und wurde 1906 in Freuds "Psychologische Mittwochsgesellschaft" aufgenommen. Sadger widmete sich intensiv der Erforschung von Narzissmus, Homosexualität und Fetischismus und prägte den Begriff des Sadomasochismus im Jahr 1913. Als Lehranalytiker am Wiener Psychoanalytischen Institut ab 1923 trug Sadger zur Verbreitung psychoanalytischer Ideen bei. Neben seiner medizinischen Arbeit schrieb er psychoanalytische Biografien über Schriftsteller wie Heinrich von Kleist, Nikolaus Lenau und Conrad Ferdinand Meyer sowie Literatur- und Theaterkritiken für verschiedene Wiener Zeitungen. Sadger pflegte enge Kontakte zu wissenschaftlichen Kreisen, insbesondere zu Sigmund Freud, dessen Vorlesungen er regelmäßig besuchte. Er war Mitglied der "Freien Gesellschaft zur wissenschaftlichen Unterhaltung" und trat vehement gegen die Aufnahme von Frauen in diese Vereinigung ein. Nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich 1938 blieb Sadger in Wien, wurde aber später in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo er im Dezember 1942 ermordet wurde.